Sonntag, 24. Mai 2020 13:44
Professor Dr. med. Jürg Metzger, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Dr. med. Patrick Aepli, Chefarzt Gastroenterologie/Hepatologie: Im Doppel-Interview zum stillen Reflux.
Reizhusten, Räusperzwang, Heiserkeit, Halsschmerzen und vieles mehr. Der stille Reflux ist für viele Menschen mit einem langen Leidensweg verbunden. Kennen Sie diese Problematik?
Dr. med. Patrick Aepli: Absolut. Die oben beschriebenen Symptome sind nämlich häufig und können durch Erkrankungen aus ganz verschiedenen Organsystemen begründet sein. Nebst dem stillen Reflux müssen auch Erkrankungen von Herz und Lunge sowie aus dem Hals-Nasen-Ohren-Bereich in Betracht gezogen werden, weshalb bei obigen Symptomen also früher oder später verschiedene Fachrichtungen in die Abklärung involviert werden können.
Das ist beim «normalen» Reflux aber einfacher …
Dr. med. Patrick Aepli: Ja, der klassische Reflux-Patient leidet unter sehr typischen Symptomen (z.B. Magenbrennen, saures Aufstossen), sodass man die Diagnose meist relativ zügig und einfach stellen kann. Oft genügt bereits eine sorgfältige Anamnese, manchmal wird im Verlauf ergänzend noch eine Magenspiegelung notwendig, bei welcher man entzündliche Schleimhautveränderungen im unteren Anteil der Speiseröhre sehen kann.
Wie muss man sich das anatomisch vorstellen?
Professor Dr. med. Jürg Metzger: Die Speiseröhre ist die Verbindung zwischen dem Rachen und Mageneingang und hat zwei Schliessmuskeln (Ventile). Ein oberes Einlass- und ein unteres Auslassventil. Beim normalen Reflux ist das untere Auslassventil das Problem, das heisst, die Speiseröhre schliesst nicht genügend dicht gegen den Magen ab. Der Muskel ist zu schlaff und zusätzlich liegt oft eine sogenannte Hernie vor – ein Zwerchfellbruch. Die Kombination Zwerchfellbruch und Muskelschwäche führt dazu, dass Magensäure zurück in die Speiseröhre fliesst und dort die typischen Reflux-Symptome verursacht, wie zum Beispiel Sodbrennen.
Und beim stillen Reflux?
Dr. med. Patrick Aepli: Da liegt das Problem sozusagen einen Stock weiter oben. Beim stillen Reflux handelt es sich um einen sogenannten laryngopharyngealen Reflux, das heisst einen Reflux durch den oberen Schliessmuskel der Speiseröhre. Dabei gelangen Magen- und allenfalls auch Dünndarmsäfte in den Rachen und verursachen dort zum Teil erhebliche Probleme infolge einer Reizung von Kehlkopf, Rachen und teilweise auch Atemwegen. Wichtig zu wissen ist, dass diese Regionen deutlich empfindlicher auf ätzende Substanzen reagieren als die Region des gastro-ösophagealen Überganges. Beim klassischen Reflux liegt also ein Problem des unteren, beim stillen Reflux des oberen Schliessmuskels der Speiseröhre vor.
Und die Pepsine?
Dr. med. Patrick Aepli: Genau, die hauptsächlichen Verursacher von Symptomen stillen Refluxes sind Pepsine. Pepsine sind Magenenzyme, welche bei der Verdauung von Proteinen helfen. Sie gelangen während des stillen Refluxes in den Hals oder in die Atemwege und richten dort – wie oben erklärt – Schaden an. Selbst in geringen Mengen können Pepsine starke Symptome in den erwähnten Regionen verursachen, da die dortigen Schleimhäute keine Abwehrmechanismen gegen das Magenenzym besitzen und deshalb geschädigt werden.
Wie soll man das behandeln?
Professor Dr. med. Jürg Metzger: Noch immer probiert man den stillen Reflux mit sogenannten Protonenpumpeninhibitoren (PPI) wie zum Beispiel Omeprazol, Esomeprazol oder Pantoprazol zu behandeln. Leider ist aber gemäss verschiedenen Studien die Erfolgsquote relativ ...
Lesen Sie das ganze Interview hier: www.stiller-reflux.ch