Dienstag, 04. Juli 2017 11:06
Feierabend ist für viele Mitarbeiter einer Firma nur ein Wort. Das soll sich jetzt ändern, zumindest bei Porsche.
Geht es nach Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück, sollen dienstliche E-Mails aus Sorge vor zu hoher Arbeitsbelastung während der Freizeit automatisch gelöscht werden.
E-Mail-Konten von Mitarbeitern sollten im Zeitraum zwischen 19 Uhr und 6 Uhr sowie am Wochenende und im Urlaub gesperrt werden, sagte Hück der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. «Abends noch Mails vom Chef lesen und beantworten, ist unbezahlte Arbeitszeit, die den Stress erhöht – das geht gar nicht.»
E-Mails, die in dieser Zeit eintreffen, sollten automatisch an den Absender zurückgeschickt werden und nicht mehr in der Mailbox des Mitarbeiters vorhanden sein, also automatisch gelöscht werden. Uwe Hück peilt eine entsprechende Betriebsvereinbarung an, die eine solche E-Mail-Sperre vorsieht. Das Vorhaben wäre eine Verschärfung von Regeln des Porsche-Mutterkonzerns VW.
Bei dem Wolfsburger Autobauer können Tarifbeschäftigte unter der Woche zwischen 18 Uhr und 6 Uhr sowie an Wochenenden keine Dienst-E-Mails mehr bekommen oder versenden. Gelöscht werden diese aber nicht – am Morgen ist die elektronische Post dann zu lesen. Das sei «vergleichbar mit einem Funkloch», sagt ein VW-Betriebsratssprecher gegenüber der «Bild»-Zeitung.
So eine Regel geht Hück nicht weit genug. «Was nützt dir eine Mailsperre, wenn du ins Büro kommst und erstmal Unmengen an Mails abarbeiten musst.» Wichtige E-Mails müsste der Absender halt tagsüber noch einmal schicken, so der Betriebsrat. Allerdings soll es Ausnahmeregeln geben, etwa für die Spätschicht oder für Kollegen, zu deren Jobs die Kommunikation mit China oder den USA gehört, also Märkten in anderen Zeitzonen.
Die E-Mail-Regeln sollen nur für die tariflich bezahlten Beschäftigten gelten, aussertarifliche Mitarbeiter – etwa Führungskräfte – wären aussen vor. «Wer als Manager einen hohen Bonus bekommt, der kann auch abends noch eine Mail beantworten», heisst es.